Der Verkauf und die Neuzulassung von Diesel- und Benzin-PKWs soll in 13 Jahren ganzheitlich verboten werden. Darauf einigte sich das EU-Parlament in Straßburg. Eine große Mehrheit der Abgeordneten stimmten dem Vorschlag zu. Viele Verbraucher sorgen sich bereits vor den Auswirkungen des Beschlusses.

Was wurde im EU-Parlament beschlossen?

Der Verkauf von Neuwagen mit Diesel- oder Benzinantrieb soll ab 2035 verboten werden. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmten im EU-Parlament dafür, dass Autohersteller nur noch Fahrzeuge vertreiben dürfen, die keine Treibhausgase ausstoßen. Zudem sprachen sich die Abgeordneten dafür aus, dass ab 2035 auch keine synthetischen Kraftstoffe angerechnet werden sollen. Das heißt, dass ein klassischer Verbrennungsmotor nicht klimaneutral betrieben und verkauft werden darf. Für Autohersteller und Autofahrer bedeutet das: ein Verkaufsstopp für neue Privat-Pkws und leichten Nutzfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab 2035.

Das Parlament muss Ende Juni 2022 noch mit den EU-Staaten über eine gemeinsame Position verhandeln, bevor das Verbot von Verbrennungsmotoren in Kraft tritt. Sowohl das EU-Parlament als auch die 27 EU-Mitgliedstaaten müssen dem Gesetzesvorschlag zustimmen. Deutschland hingegen hatte sich schon klar positioniert und das Ausstiegsdatum für 2035 verkündet.

Was ist der Hintergrund der Maßnahme?

Experten zufolge entstehen in der EU mehr als ein Fünftel aller CO2-Emissionen im Straßenverkehr durch die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel. Um ein klimaneutrales Europa im Jahr 2050 zu erreichen, muss dieser hohe Anteil an CO2-Emissionen reduziert werden. Neben der CO2 Steuer und der Einführung des CO2 Preis sollen wichtige Maßnahmen getroffen werden, die den CO2 Anteil reduzieren. Es wird zudem angestrebt, den weltweiten Temperaturanstieg zu begrenzen. Das Ziel ist den Anstieg auf unter 2 Grad zu beschränken.

Kann ich nach 2035 noch mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren?

Ja, das ist erlaubt. Denn das Verbot gilt ausschließlich für den Verkauf und der Neuzulassung von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren. In dem Entschluss ist von sogenannten Flottengrenzwerten die Rede. Ein Flottengrenzwert ist eine Vorgabe für Hersteller, wie viel CO2 ihre produzierten Fahrzeuge im Betrieb ausstoßen dürfen. Ab 2035 soll der Wert auf 0 gesenkt werden.

Was passiert mit alten Verbrennern?

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren dürfen nach 2035 weiter gefahren und als auch als Gebrauchtwagen verkauft werden. Diese sind von dem Beschluss nicht betroffen. Aufgrund der bereits angespannten Lage auf dem Automobilmarkt ist zu erwarten, dass die Preise für gebrauchte Autos enorm ansteigen werden. Das hängt zuletzt von vielen Faktoren wie der Corona-Pandemie, dem daraus resultierenden Produktionsstopp und der Chipkrise ab.

Viele Autofahrer befürchten, dass auf langfristiger Sicht ein Fahrverbot für Verbrenner beschlossen wird. Bisher ist dazu noch nichts bekannt. Dadurch, dass Verbrenner nicht mehr vertrieben werden, wird die Anzahl der Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinantrieb mit der Zeit definitiv schrumpfen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass Autos mit Verbrennungsmotoren durch ein Verbot komplett von den Straße verschwinden.

Kann ich bis Ende 2034 noch Benziner und Diesel kaufen?

Ja, das ist möglich. Allerdings haben viele Autohersteller schon bereits vor dem Entschluss reagiert und verkündet das komplette Angebot auf E-Fahrzeuge umzustellen. So bietet die britische Automarke Jaguar 2025 ausschließlich vollelektrische Modelle an. Das gleiche Vorhaben hat der italienische Autohersteller Lancia geplant. Fiat, Opel, Citroen, Volvo, Rolls-Royce, Peugeot planen ebenfalls vor dem offiziellen Ausstiegsdatum sich von dem Vertrieb von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu verabschieden. Mercedes Benz forderte bereits letztes Jahr im November auf der Weltklimakonferenz einen Verkaufsstopp für Verbrenner ab 2035. Die VW Gruppe hat bisher kein konkretes Datum für den Ausstieg verkündet. Es ist damit zu rechnen, dass die Modellauswahl mit Verbrennungsmotoren stetig geringer wird.

Werden Autos durch das Verbrenner-Verbot teurer?

Schon bevor das Verbrenner-Verbot überhaupt in Kraft tritt, sind die Preise für Autos enorm angestiegen. Das hat zum Einen mit der Chipkrise zu tun, dessen Auswirkungen Autofahrer noch lange spüren werden. Zum Anderen ist die Corona-Pandemie ein ausschlaggebender Faktor für die Preisexplosion am Markt. Hersteller befürchteten damals den Rückgang von Neuwagenkäufen und reagierten mit einem Produktionsstopp. Durch die zahlreichen Lockdowns und auch der Krieg in der Ukraine kam es zu Lieferengpässen von Bauteilen, die für die Herstellung von Fahrzeugen entscheidend sind. Das hat zur Folge, dass viele Autofahrer auf Gebrauchtwagen zurückgreifen. Der Markt boomt, die Preise steigen und die Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher.

Sollte das Verbrenner-Verbot ab 2035 eingeführt werden, ist damit zu rechnen, dass die Preise für gebrauchte Verbrenner noch mehr steigen werden.

Wie groß ist der Bestand an Elektroautos und wie ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland aufgestellt?

Im Januar 2022 wurden in Deutschland um die 618.000 Elektrofahrzeuge (Fahrzeuge, die mit Strom geladen werden) erfasst. Der Bestand an Plug-In-Hybriden, Fahrzeuge mit Elektromotor als auch Verbrennungsmotor, belief sich auf etwa 566.000 Pkws. Im Vergleich dazu, wurden 31 Mio. Fahrzeuge mit Benzinantrieb und 15 Mio. Fahrzeuge mit Dieselantrieb gezählt. Die Bundesnetzagentur meldete im Mai 2022 60.000 gut zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland. Ein Jahr zuvor gab es knapp 20.000 weniger. Dem Verband der Automobilindustrie nach, wird geschätzt, dass 2030 über eine Mio. Ladepunkte im öffentlichen Bereich zur Verfügung stehen. (Quelle: Statista)

Viele Autofahrer stellen sich die Frage: Wie soll das gehen, genügend E-Autos mit Strom zu versorgen? Umweltexperte Werner Eckert schätzt, dass Deutschland exakt ein Sechstel mehr Strom benötigt, als jetzt zur Verfügung steht. Er sagt, dass die Stromnetz dringend erneuert werden und Stromanbieter sich auf die erhöhte Nachfrage einstellen müssen. Smarte Technologien müssten her, damit die Versorgung von Strom je nach Bedarf geregelt werden kann.

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